[metaslider id="11569"]

Svenja Bazlen ist deutsche Profitriathletin und ausgebildete Sportpädagogin, die an den Olympischen Spielen 2012 in London über die Olympische Distanz (32. Rang) startete. Im Folgejahr wechselte sie auf die Halbironman Distanz, wo sie den fünften Rang an den Ironman 70.3 Worldchampionship belegte. Vor einem Jahr gab sie in Roth ihr Debüt über die Langdistanz (6. Rang). Dieses Jahr ist kein Start vorgesehen, weil Svenja soeben zum ersten Mal Mama geworden ist:

Am 29. Juni 2016 ist ihr Sohn zur Welt gekommen. Herzliche Gratulation und alles Gute an Svenja und ihre Familie.

Wie die Leistungssportlerin während der Schwangerschaft trainiert hat, erzählte sie ★sportymum noch in ihrer letzten Schwangerschaftswoche. Svenja hat über die angepassten Trainingsumfänge und die konkreten Inhalte gesprochen. Einmal mehr muss ich an dieser Stelle festhalten, dass eine Schwangerschaft sehr individuell ist und bei jeder Frau, egal ob Leistungssportlerin oder nicht, anders verläuft. Wichtig ist, und das betonen bisher alle Interviewten, das eigene Körpergefühl. So auch Svenja; worauf sie in ihrem Triathlontraining während den 40 Wochen sonst noch geachtet hat, lest ihr hier.

Schwangerschaft und Sportkarriere

Was war deine allererste Reaktion auf die Schwangerschaft im Zusammenhang mit dem Sport und deiner Karriere?

Meine allererste Reaktion auf die Schwangerschaft war natürlich absolute Freude. Allerdings ging der Schwangerschaft auch schon einige Zeit voraus, in der ich mit dem Konflikt „Kind oder Karriere“ umgehen musste. Als Sportlerin ist man einfach zu hundert Prozent auf seinen Körper angewiesen und hat zudem einen 24 Stunden Job. Das heisst, man ist viel unterwegs, das Training nimmt viel Zeit in Anspruch und die Regeneration gehört ja auch dazu. Das finde ich schon erstmal sehr schwer mit einer Familie zu vereinen und ich war einige Zeit unsicher, was ich wirklich wann will. Hinzu kommt ja auch noch, dass sich eine Schwangerschaft nur bedingt planen lässt, da ist es nicht einfach, sich einen Plan zurecht zu legen.

Ist es schwierig als Spitzensportlerin eine Schwangerschaft zu Beginn zu verbergen?

Da zu diesem Zeitpunkt (Wintermonate) gerade Saisonpause war, hat es relativ gut geklappt. Doch drei Mädels aus meiner Schwimmgruppe haben nach der Verkündigung meiner Schwangerschaft nur gemeint, ihnen sei meine grössere Oberweite schon länger aufgefallen. Im Schwimmanzug lässt sich halt so gar nichts verbergen. 

Trainingsumfang, Intensität und Inhalt

Wie hat sich dein Trainingsumfang während den drei Trimestern im Vergleich zum Umfang vor der Schwangerschaft verändert?

Mein Trainingsumfang ist sehr stark zurück gegangen. Im ersten Trimester habe ich statt die durchschnittlichen 25 Stunden noch um die zehn bis zwölf Stunden trainiert. Am Anfang des zweiten Trimesters war ich zwei Wochen im Trainingslager,  da waren es nochmals mehr Stunden. Danach habe ich einfach nur noch nach Lust und Laune trainiert und je nach dem, wie es auch die Zeit zugelassen hat, mich einmal am Tag bewegt. Die Bewegung war mir immer wichtig, die sportliche Leistung rückte jedoch in den Hintergrund.

Mit welcher Intensität hast du während den verschiedenen Trimestern noch trainiert?

Ich habe von Beginn an nur noch im Grundlagenbereich trainiert und ab und zu ein paar kurz Sprints (8-10 Sekunden beim Schwimmen und auf dem Rad) eingeschoben, um nicht ganz lahm zu werden. 

Hast du während der Schwangerschaft noch an Wettkämpfen teilgenommen?

Ich habe keine Wettkämpfe mehr gemacht. Es hat sich nicht angeboten und ich wollte auch kein Risiko eingehen. 

Wie hat sich der Inhalt deiner sportlichen Aktivitäten grundsätzlich in der Schwangerschaft verändert? Wie lange konntest du laufen und radfahren?

Der Inhalt war von Anfang an schwimmlastig, was vielleicht auch an der Jahreszeit lag. Ich bin bis zur 17. Schwangerschaftswoche gelaufen. Das hat sich dann leider nicht mehr so gut angefühlt, weil ich einen Druck auf den Beckenboden und die Blase verspürte. Ich habe kein alternatives Lauftraining aufgenommen, da ich beim Schwimmen und Radfahren die Ausdauer trainierte.

Bis zur 32. Schwangerschaftswoche habe ich Krafttraining gemacht und bin bis zur 38. Schwangerschaftswoche Rad gefahren. Auf dem Mountainbike hatte ich nach ein paar Umbauten (Lenker höher) eine ganz gute Position, in der ich mich wohl gefühlt habe. Ich fand es auch gut, mit dem Bike mehr auf Radwegen und im Wald unterwegs zu sein. Schwimmen tue ich jetzt noch in der 40. Schwangerschaftswoche, allerdings lasse ich seit ein paar Wochen die Rollwende weg!

Schwangerschaftsyoga

Svenja beim Yoga im 3. Trimester

Körpergefühl: der richtige Mix aus Training und Erholung

Wie sah eine typische Sportwoche während der Schwangerschaft bei dir aus? Frühschwangerschaft? Spätschwangerschaft?

Am Anfang war ich ungefähr dreimal schwimmen, habe einmal Kraft Training gemacht, war zweimal laufen und etwa zweimal radeln. Relativ schnell verzichtete ich auf die Laufeinheiten. Im letzten Trimester war ich nur noch etwa dreimal schwimmen, habe noch etwas Yoga gemacht und war ein- bis zweimal in der Woche biken. 

Hast du während der Schwangerschaft mehr Erholung benötigt? Wie hat sich das bei dir bemerkbar gemacht?

Ja, ich habe auf jeden Fall mehr Erholung gebraucht. Das hat sich gar nicht unbedingt in der Erholungszeit geäussert, denn einen Mittagsschlaf habe ich auch immer gemacht, als ich als Profisportlerin noch viel trainiert habe. Während der Schwangerschaft brauchte ich nach viel weniger Belastung mindestens dieselbe Erholungszeit. Also Mittagsschlaf ist Pflicht.

Erholung

Erholungszeit ist ebenso wichtig

Hast du dir jemals Sorgen gemacht, dass die sportliche Aktivität dem Baby im Bauch schaden könnte?

Nein, ich habe mich immer voll und ganz auf mein Körpergefühl verlassen und bei jedem Anzeichen dafür, dass es vielleicht nicht mehr so gut für das Baby ist, einen Gang runtergeschaltet. Ausserdem habe ich mir immer gedacht, wenn es mir gut geht, dann geht es dem Kind auch gut. 

Rückkehr nach der Geburt

Hast du deine sportliche Rückkehr nach der Geburt bereits geplant?

Jein. Der Plan ist es,  wieder einzusteigen, aber wie und wann steht im Moment noch nicht genau fest.

Hast du das Gefühl, dass Sport generell einen Einfluss (positiv/negativ) auf die Schwangerschaft hat?

Ich denke der Sport hatte einen positiven Einfluss. Ich hatte allerdings auch eine sehr unkomplizierte Schwangerschaft. Zu Beginn hatte ich ein paar Mal die Situation, dass mir ein ganz klein wenig unwohl war. In der Zeit war ich noch viel zum Sport verabredet und immer, wenn ich dann auf dem Rad sass oder gelaufen bin, ist das Unwohlsein verflogen. Da habe ich wieder gedacht: ”Bewegung ist einfach wunderbar“!

Welchen Tipp gibst du werdenden Müttern im Zusammenhang mit Sport während der Schwangerschaft?

Am wichtigsten ist es, auf sein Bauchgefühl zu vertrauen und das im wahrsten Sinne des Wortes. Man selbst weiss am besten, was gut ist und da da darf man sich von aussen auch nicht reinreden lassen! Ab und zu wurde mir gesagt, ich soll doch etwas zurückfahren mit dem Sport und alles ein wenig ruhiger angehen. Dabei trage ich als Mama doch die Verantwortung für das Baby und unternehme alles für sein Wohlergehen.

 

%d Bloggern gefällt das: